Schon mal gehört? Ist angelegt an das Statement von Raul Krauthausen zum Thema Inklusion:
„Auch nicht-behinderte Menschen haben ein Recht darauf, mit behinderten Menschen zusammenzuleben!“.
Gelebte Inklusion, ohne jegliche Barrieren, auch jene im Kopf, ist eine Bereicherung für alle. Das gilt natürlich auch beim Gestalten digitaler Produkte & Services.
In dem Zuge möchte ich ein weiteres Zitat anführen:
„Barrierefreiheit ist für 10 % der Menschen unerlässlich, für 30 % notwendig und für 100 % nützlich (Anne-Marie Nebe).“
Nun werdet ihr, liebe Leser:innen, vielleicht denken:
- Alter Hut!
- Haben wir verstanden!
- Digitale Barrierefreiheit ist Pflicht, es gibt formale Vorgaben, die halten wir ein.
- Und zu unseren Nutzertests laden wir nun auch Menschen ein, die blind oder stark sehbehindert sind.
Reicht das aus?
Nein!
Mal abgesehen davon, dass die meisten Teststudios in zentralen Lagen unserer Großstädte im ersten Jahr der Wirksamkeit des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes alles andere als barrierefrei zugänglich sind (z.B. fehlende Ansage der Stockwerknummern in Fahrstühlen, keine taktil beschriftete Tasten in den Fahrstühlen), reicht es nicht aus Menschen mit Behinderungen in ein Teststudio einzuladen, sie dort zu beobachten und zu befragen.
Das ist klasse, keine Frage. Das ist super wertvoll, auch keine Frage.
Das darf im Sinne eines „Design for All“ aber nur ein Beginn sein!
Hast du schon einmal eine EMPATHY-Workation gemacht?
Wie wäre es, wenn du deine kommende Workation erweiterst. Nicht in Richtung Bildungsurlaub. Eher in Richtung (dazu-)lernen und Empathie steigern.
Empathie = Schlüsselfähigkeit für UX Designer:in!
Viele wissen über den Wert von Empathie. Insbesondere wenn wir den Anspruch haben für alle Menschen zu gestalten. Wir wissen: Empathie hat man oder halt nicht. Oder doch nicht? Natürlich kann man Empathie, Einfühlungsvermögen entwickeln. Und grad als UX Designer:in sollte man das tun. Eine „Empathy-Workation“ ist dabei äußerst hilfreich.
„DESIGN FOR ALL“ braucht Empathie für alle!
Es ist bereichernd, wenn es gelingt Empathie für Menschen mit Behinderungen zu haben. Oft fehlt uns jedoch der intensive Kontakt und tiefe Austausch mit Menschen mit Behinderungen, fehlen uns Gelegenheiten mit ihnen zu sprechen, sich intensiv auszutauschen, andere Perspektiven und Sichtweisen einzunehmen.
Wie kann eine Empathy-Workation dabei helfen?
Nehmen wir mal an, du willst verstehen und lernen, wie Menschen mit Behinderung leben, lernen und arbeiten, wie sie digitale Services nutzen, was ihnen dabei wichtig ist und welche Hürden es gibt. Du willst verstehen und lernen, wie du digitale Produkte und Services barrierefrei gestalten kannst, möchtest Ideen und Impulse erhalten.
Was liegt da näher als an Orten zu arbeiten, an denen du Menschen mit Behinderungen jeden Tag treffen kannst. Wo du mit ihnen zusammen arbeiten kannst, wo du mit ihnen Plätze zum Arbeiten, Kreativ-sein und zum Lernen teilen kannst.
Jene Orte gibt es: Sie bezeichnen sich als inklusive Coworking-Spaces.
Wie beispielsweise das TUECHTIG – Raum für Inklusion in Berlin oder das weserwork im wundervollen Bremen.
Zusammenkommen ist ein guter Beginn, zusammenarbeiten ist ein Fortschritt, zusammenleben ist ein Erfolg!
Wie wäre es, wenn du im TUECHTIG oder weserwork immer mal wieder arbeitest, jene Cowoking-Spaces als 3. Arbeitsort neben deinem zu Hause und Büro nutzt?
- Dort kannst du mit Menschen mit Behinderungen arbeiten, lernen, leben.
- Dort kommst du leicht ins Gespräch mit Menschen mit Behinderungen und lernst dazu, entwickelst Empathie und Freude am Gestalten mit und für Menschen mit Behinderungen.
- Dort fällt es dir leicht zusammen mit Menschen mit Behinderungen abseits der Arbeit und Arbeitszeit Zeit zu verbringen, gemeinsam Spaß zu haben und sich (leider auch) gemeinsam über Barrieren im Alltag zu ärgern.
Klingt gut? Tue es, probiere es aus, mach’s möglich!
Von „Wir laden ab nun blinde Menschen zu unseren Nutzertests ein!“ hin zu einer Empathy-Workation ist es nur ein kleiner Schritt. Den zu gehen, das sollte einfach gelingen, wenn du bereits Nutzertests mit Menschen mit Behinderungen durchführen kannst.
Noch ist das aber, auch im Jahr 2025, die Ausnahme, nicht die Regel!
Was kannst du, liebe-/r UX Designer:in tun, die/der du dein Recht mit Menschen mit Behinderungen zusammenzuarbeiten nicht durchsetzen kannst? Nicht durchsetzen kannst, weil dein Unternehmen nur tut was Pflicht ist, nicht mehr.
Wie wäre es, wenn du dich vereinst mit anderen, anderen denen es ähnlich geht, und ihr euch die Kosten für die Nutzertests teilt? Wenn ihr „gemeinsam“ forscht?
Der A11y-Omnibus = Für mehr Empathie gemeinschaftlich forschen!
Ganz sicher liegt ein Grund keine Nutzertests mit Menschen mit Behinderungen anzusetzen in den höheren Kosten und dem höheren Koordinationsaufwand im Projektmanagement.
Viele dieser Kosten sind Fixkosten und können daher in einem gemeinschaftlichen (Forschungs-)Projekt, können durch den Zusammenschluss mehrere Unternehmen deutlich reduziert werden.
Die Idee hinter dem A11y-Bus: In einer Testsession werden mehrere digitale Services aus verschiedenen Unternehmen „unter die Lupe“ genommen (=Omnibus-Ansatz). Auf diese Weise werden die Fixkosten untereinander aufgeteilt.
Alle Unternehmen die teilnehmen bekommen Antworten auf Fragen wie …
- Werden relevante, zielführende Informationen zügig gefunden?
- Ist die Gestaltung der Menüs, die Kategorisierung der Inhalte nachvollziehbar und nutzerfreundlich bedienbar?
- Sind Texte, Fotos, Abbildungen und Grafiken verständlich und übersichtlich aufbereitet?
- Gibt es Barrieren, die derart groß sind, dass die Nutzenden nicht ohne Hilfe weiterkommen?
- Bereitet es den teilnehmenden Menschen mit Behinderungen Freude das digitale Produkt, den digitalen Service zu nutzen?
Viel Wert, Antworten auf diese Fragen – und mit einem Omnibus-Ansatz für relativ geringere Kosten zu haben. Also: Einsteigen bitte, verbündet euch!
Einfach mal machen, es könnte ja richtig gut werden!
Wisst ihr noch, wie das mit dem „Usability-Testessen“ begann?
Es gab eine kleine, aktive „Starter-Community“, die sowohl eine Herausforderung als auch einen Bedarf erkannte.
Von Darmstadt aus, von der Agentur „quäntchen + glück“ initiiert und gestartet, verbreitete sich das Testessen schnell in andere Städte. Der Ansatz wurde von der UX-Community und vielen Unternehmen begeistert aufgenommen.
Heute ist es wieder, heute ist es immer noch ein etabliertes Format, das in vielen deutschen Städten stattfindet. Kollegial gestaltet, partnerschaftlich ausgerichtet und als gemeinschaftliche Projekt gepflegt.
Kann man nicht 1zu1 übertragen, ist aber eine schöne Geschichte, um mir und euch Mut zu machen die Idee eines A11y-Omnibus umzusetzen. Kollegial und partnerschaftlich.
Ich bin dabei. Ich freue mich über jede, über jeden, die/der einfach mal loslegen mag, die/der mit mir beginnt eine „Starter-Community“ zu formen, erste Angebote zu unterbreiten, umzusetzen, Bedarfe zu analysieren, beide Konzepte – das einer „Empathie-Workation“ und jenes zum „A11y-Bus“ – weiterzuentwickeln und zu etablieren.
Sprecht mich einfach an, wenn ihr mitmachen wollt.